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EBERHARDT L.
Firm No. 14110900 München |
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Number of Firm.: 14110900 _____Bottle Nr. : 0183620 _NAME : Enzian Likör Menge: _ ALK: INFO.: INFO.: YEAR / Buying : GRÖßE [SIZE] : [PRICE] __(S1-77-0) - (S2-?) - (S3-?)
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Number of Firm.: 14110900 _____Bottle Nr. : 0183640 _NAME : Enzian Likör Menge: _ ALK: INFO.: INFO.: YEAR / Buying : ______GRÖßE [SIZE] : [PRICE] __(S1-77-0) - (S2-?) - (S3-?)
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Number of Firm.: 14110900 _____Bottle Nr. : 0184010 _NAME : Enzian Magen Bitter Menge: _ ALK: INFO.: INFO.: YEAR / Buying : GRÖßE [SIZE] : (S1-78-0) - (S2-?) - (S3-?) |
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Number of Firm.: 14110900 _____Bottle Nr. : 0221810 _NAME : GEBIRGS ENZIAN Menge: _ ALK: INFO.: INFO.: YEAR / Buying : GRÖßE [SIZE] : (S1-78-0) - (S2-?) - (S3-?)
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Number of Firm.: 14110900 _____Bottle Nr. : 0221820 _Inhalt: GEBIRGS ENZIAN Menge: [20ml] _ ALK: 40 VOLUMEN PROZENT INFO.: INFO.: INFO.: YEAR / Buying : ______GRÖßE [SIZE] : [PRICE] __KAT1: (X)
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Number of Firm.: 14110900 _____Bottle Nr. : 0221821 _NAME : GEBIRGS ENZIAN Menge: _ ALK: INFO.: INFO.: YEAR / Buying : [PRICE] GRÖßE [SIZE] : (S1-77-0) - (S2-?) - (S3-?)
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Number of Firm.: 14110900 _____Bottle Nr. : 0221825 _NAME : GEBIRGS ENZIAN Menge: _ ALK: INFO.: INFO.: YEAR / Buying : GRÖßE [SIZE] : [PRICE] __(S1-77-0) - (S2-?) - (S3-?)
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Number of Firm.:
14110900 _____Bottle Nr. : 0221830 _Inhalt: GEBIRGS ENZIAN Menge: [20ml] _ ALK: 40 VOLUMEN PROZENT INFO.: INFO.: YEAR / Buying : ______GRÖßE [SIZE] : [PRICE] __KAT1: (X)
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Number of Firm.: 14110900 _____Bottle Nr. : 0221850 _Inhalt: GEBIRGS ENZIAN Menge: [~30ml] _ ALK: 40 VOLUMEN PROZENT INFO.: INFO.: INFO.: YEAR / Buying : ______GRÖßE [SIZE] : [PRICE] __(S1-X) - (S2-?) - (S3-?)
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Number of Firm.: 14110900 _____Bottle Nr. : 0221890 _NAME : Gebirgs Enzian Menge: _ ALK: INFO.: INFO.: YEAR / Buying : [PRICE] GRÖßE [SIZE] : (S1-X) - (S2-?) - (S3-?) |
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Der erfolgreichste Produzent des Enzianschnaps war Jude
Letztlich war es der Streit um einen Aufruf zur Tora, der aus Lazarus
Eberhardt einen Schnapsbrenner machte. 1877 kam es in der Synagoge
seiner Gemeinde im unterfränkischen Maßbach zu besagtem Zwist. Und
Lazarus, Sohn einer angesehenen jüdischen Familie, zog um. Zunächst nach
Kitzingen am Main, wo er als Kompagnon die Weinhandlung Klugmann &
Eberhardt betrieb. Bald heiratete er Cäcilie Klopfer, die aus Hürben bei
Augsburg stammte, und die junge Familie zog nach München, wo Lazarus
1879 endlich die Enzianbrennerei »L. Eberhardt« gründete. Sein
»Blaukranz-Enzian« sollte bald den Ruf der Firma begründen.
Aus der Wurzel des Gelben Enzians – und nicht des blau, blau, blauen,
der in Heinos Lied besungen wird – wird der berühmteste Schnaps des
Alpenraums hergestellt, mit seinem unverwechselbaren rauchig-würzigen
Geschmack. Und es war Lazarus’ Brennerei in München, die zur
bedeutendsten Enziandestillerie in Deutschland werden sollte.
Vielleicht wurde ihr jüdischer Ursprung bislang nicht zur Kenntnis
genommen, weil der Name Eberhardt so gar nicht jüdisch klingt.
Tatsächlich scheinen alle im Deutschland der Vorkriegszeit lebenden
Angehörigen der jüdischen Familie Eberhardt sich auf jene Gemeinde
Maßbach in Unterfranken zurückverfolgen zu lassen, wo der Familienname
unter den dortigen Juden im späten 18. Jahrhundert erstmals belegt ist.
MARKETING Lazarus
Eberhardt selbst wurde im Jahre 1849 als achtes von insgesamt neun
Kindern des »Handelsmanns« Alexander Eberhardt und seiner Frau Marianne,
einer gebürtigen Rosenstein, geboren. Aus den Schulakten der Gemeinde
Maßbach erfahren wir über seine Kindheit, dass Lazarus im Jahre 1857 als
Strafe 15 Kreuzer in die Schulkasse zahlen musste, weil er sich zusammen
mit weiteren zwölf jüdischen Werktagsschülern anlässlich einer
»Judenhochzeit« in einem Gasthaus am Tanz beteiligt habe. Aus dem Tänzer
wurde dann doch noch etwas, die Firma, die er in München aufbaute,
florierte bald.
Nach Lazarus’ Tod im Jahr 1902 übernahm sein Erstgeborener Sigmund das
Geschäft. Unter seiner Leitung begann der schnelle Aufstieg zu einem
weit über die Grenzen Bayerns bekannten Unternehmen. Sigmund war seiner
Zeit voraus, denn er erkannte, dass die Qualität eines Produkts allein
nicht ausreicht und es eines professionellen Marketings bedarf, um ihm
zum Durchbruch zu verhelfen.
Er verbreiterte nicht nur die Produktpalette, sondern er ließ anlässlich
der Bayerischen Gewerbeschau 1912 von dem bekannten bayerischen Künstler
Paul Neu Werbemarken und -karten gestalten und in großer Auflage in
Umlauf bringen. Auf diesen heute unter Sammlern sehr beliebten Marken
wurden der »Blaukranz-Enzian« sowie der Enzianlikör »Hochalm-Gold« in
Versen des bayerischen Heimatdichters Georg Queri und den farbenfrohen
Bildern von Neu angepriesen.
Einer 1954 zum 75-jährigen Firmenjubiläum von »Bayerns berühmter Marke«,
wie es dort heißt, erschienenen Broschüre ist zu entnehmen, dass die
Firma L. Eberhardt bis Anfang der 30er-Jahre mehrfach bei Ausstellungen
prämiert wurde und 1932 der Verkehrsverbund München-Südbayern die
hübschen Eberhardt-Produkte als gute Werbung für das südbayerische
Fremdenverkehrsgebiet erachtet hat. Selbst »seine Königliche Hoheit, der
damalige Prince of Wales«, habe dem Eberhardt-Gebirgsenzian »seine
besondere Anerkennung ausgesprochen«.
Die Wertschätzung, die Sigmund Eberhardt in seinem Metier
entgegengebracht wurde, fand schließlich ihren Ausdruck in der Wahl zum
zweiten Präsidenten des Vereins bayerischer Branntwein- und
Likörfabrikanten.
ARISIERUNG Die
NS-Herrschaft setzte all dem ein Ende und zerstörte die berufliche
Existenz von Sigmund Eberhardt. Über den Vorgang der »Arisierung« der
Firma geben Unterlagen, die im Bayerischen Wirtschaftsarchiv lagern,
sowie rund 600 Seiten umfassende Aktenbestände des
Wiedergutmachungsverfahrens der Nachkriegszeit, die sich im Münchner
Staatsarchiv befinden, recht gut Auskunft. Schon bald nach der
»Machtergreifung« 1933 wurde gegen die Firma agitiert, wodurch der
Absatz der Produkte seit 1934 rapide zurückging.
In einem Schreiben an die Industrie- und Handelskammer München vom
August 1935 schreibt Sigmund Eberhardt, dass er sich infolge der immer
größer werdenden Schwierigkeiten und im Interesse der Angestellten und
Arbeiter gezwungen sehe, den Verkauf seiner Firma an »arische« Inhaber
ins Auge zu fassen. Diese Vorgänge dürften Sigmund allmählich von der
Notwendigkeit einer Auswanderung überzeugt haben.
Dem im Staatsarchiv München aufbewahrten Reisepass seiner aus Marktbreit
stammenden Frau Gretchen Eberhardt, geborene Fleischmann, ist zu
entnehmen, dass sie im April 1935 mit dem Kreuzfahrtschiff »Milwaukee«
Ägypten und Palästina besucht hatte. In wessen Begleitung, ist unklar.
Sofern die Reise der Sondierung einer Auswanderung nach Palästina
gedient hat, scheinen die Eheleute diesen Plan allerdings nicht weiter
verfolgt zu haben. Im Frühjahr 1938 dann wurden Sigmund Eberhardt auf
Betreiben der NSDAP sämtliche Betriebsräume der Firma in der
Tulbeckstraße, die Ladenräumlichkeiten am Sendlinger Tor in München
sowie seine Privatwohnung gekündigt.
Angesichts dieser neuen Situation musste Sigmund Eberhardt Firma und
Geschäft im Mai 1938 weit unter ihrem tatsächlichen Wert an Franz Weiss
verkaufen, mit dem die Familie Eberhardt in den Vorjahren geschäftliche
Beziehungen unterhalten hatte. Von dem Erlös der Firma hatten Sigmund
und Gretchen Eberhardt jedoch nichts, da der Betrag auf ein Sperrkonto
eingezahlt wurde, über das sie nicht verfügen konnten.
KONSULAT Da sie um die
immer verzweifelter werdende Situation ihrer Eltern wusste, drängte die
im Sommer 1938 in die USA ausgewanderte Tochter Alice ihre Eltern, beim
amerikanischen Konsulat einen Antrag auf Aufnahme in die Warteliste für
die Auswanderung zu stellen, was Sigmund im August 1938 auch tat.
Nachdem Sigmund Eberhardt im November 1938 mit zahlreichen anderen
prominenten Münchner Juden vorübergehend im KZ Dachau interniert worden
war, nützte Weiss die Situation aus und erwirkte eine weitere Absenkung
des Kaufpreises der Firma. Obwohl er im gleichen Haus wohnte, vermied er
nach der Pogromnacht jeglichen Kontakt mit den Eberhardts.
Aus Angst, der Umsatz der Firma könne noch weiter zurückgehen, hatte
Weiss bereits im Juli 1938 die Kunden- und Geschäftsfreunde wissen
lassen, dass das Unternehmen »in rein arischen Besitz« übergegangen sei.
Dies hielt allerdings Geschäftspartner nicht davon ab, misstrauisch
darüber zu wachen, ob in der Firma auch tatsächlich Juden nichts mehr zu
sagen hätten.
So fragt die Porzellanfabrik Creidlitz aus Coburg im Januar 1939 bei der
Industrie- und Handelskammer München »höflich« an, ob die »Arisierung«
der Firma L. Eberhardt auch wirklich nach dem neuesten Stand der
gesetzlichen Bestimmungen durchgeführt worden sei. Der Betrieb erhielt
prompt die beruhigende Antwort, dass »die Arisierung der vorgenannten
Firma in einwandfreier Weise zustande gekommen« sei.
Obwohl es das erklärte Ziel der nationalsozialistischen Behörden war,
mit der »Entjudung« von Wirtschaftsbetrieben so rasch wie möglich
jegliche Spuren jüdischer Firmenbezeichnungen aus dem Wirtschaftsleben
zu tilgen, erwirkte der »Ariseur«, dass bis Kriegsende die Produkte
unter der Bezeichnung »Franz Weiss (vormals L. Eberhardt)« verkauft
werden durften, was die außerordentlich große Bedeutung des Markennamens
Eberhardt unterstreicht.
EMIGRATION Sigmund und
Gretchen Eberhardt verließen sozial isoliert und nahezu mittellos im
Frühsommer 1939 Deutschland und emigrierten in die USA. Dies bedeutete
für sie die Rettung vor dem nahezu sicheren Tod, aber ersparte ihnen
nicht, schon sehr bald mit dem schrecklichen Schicksal naher
Familienangehöriger konfrontiert zu werden.
Sigmunds in München zurückgebliebener Bruder Leopold, dessen Frau Rosa
und Gretchens Schwester Ida wurden in der Schoa ermordet. Ein
schrecklicher Schlag war der Selbstmord der Tochter Alice, kurz nachdem
sie im Jahre 1941 in den USA geheiratet hatte. Dass ein Zusammenhang
zwischen dem Selbstmord und den Nachrichten über die sich immer mehr
verschärfende Situation der in Deutschland verbliebenen Verwandten
bestand, kann nur vermutet werden.
All diese Ereignisse müssen in Sigmund Eberhardt den Entschluss haben
reifen lassen, das, was ihm und den Seinen geschehen war, nicht auf sich
beruhen zu lassen und dafür zu kämpfen, nach Kriegsende sobald wie
möglich wenigstens die wirtschaftliche Seite des erlittenen Unrechts
ungeschehen zu machen. 1949 stellte Sigmund Eberhardt bei der
Wiedergutmachungsbehörde Oberbayern den Antrag auf Rückerstattung seiner
ihm geraubten Firma, die wie durch ein Wunder den Krieg mitsamt der
Einrichtung nahezu unbeschadet überstanden hatte.
In dem Verfahren vor der Wiedergutmachungskammer nahm Franz Weiss für
sich in Anspruch, in einem freundschaftlichen Verhältnis zu Sigmund
Eberhardt gestanden, nur das Wohl der Firma im Auge gehabt und einen
angemessenen Preis für die Firma bezahlt zu haben. Mit der Tochter Alice
habe er sogar Heiratspläne geschmiedet, die jedoch durch deren
Emigration durchkreuzt worden seien.
RESTITUTION Sigmund
Eberhardt gelang es, diese Argumente als Schutzbehauptungen zu entlarven
und deutlich zu machen, in welchem Maße der angebliche Freund der
Familie die Eberhardts im Stich gelassen und von deren Zwangslage
profitiert hatte. Das Verfahren endete im Mai 1950 mit einem Vergleich,
bei dem Franz Weiss gegen Abgeltung seiner Ansprüche das Unternehmen an
Eberhardt zurückerstatten musste. Nachdem er seine Firma wieder besaß,
produzierte Sigmund Eberhardt noch fast zwei Jahre seine geliebten
Enzian-Spirituosen, bis er sich, mittlerweile 74-jährig, dazu
entschloss, den Betrieb 1952 zu verkaufen und endgültig in die USA
überzusiedeln, wo er 1957 in Forest Hills starb.
Noch bis 1969 stellte die Firma L. Eberhardt unter diesem Namen eine
breite Palette von Spirituosen her, doch wollte sich an die jüdische
Geschichte von »Bayerns berühmter Marke« nach dem endgültigen Rückzug
der Familie Eberhardt aus dem Unternehmen niemand mehr erinnern.
Die erwähnte, 1954 zum 75-jährigen Firmenjubiläum erschienene Broschüre
nennt zwar Lazarus und Sigmund Eberhardt, verschweigt aber, dass sie
Juden waren. Man liest lediglich, dass »nach einer durch die
Verhältnisse bedingten Interimszeit« die Firma 1952 an die neuen Inhaber
übergegangen sei. Mit dieser in der frühen Nachkriegszeit stattfindenden
abermaligen Zerstörung von Erinnerung wäre der Plan der Nazis, jüdische
Spuren im Wirtschaftsleben auszulöschen, in diesem Fall beinahe
aufgegangen.
Der Autor ist Professor für Ur- und Frühgeschichte an der Universität
Heidelberg und Ururenkel des Firmengründers
Lazarus Eberhardt.
Werbemarken um 1912