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DATUM : 23.12.2012

Schnaps-Tradition endete in diesem Jahr in Nordhausen

Nordbrand ist seit diesem Jahr der einzige Hersteller von Spirituosen in der Kornstadt.

Denn die kleine Likörfabrik Becker & Ostmann hat ihren Betrieb eingestellt.

In der Arnoldstraße 7 verbleibt nur noch ein leeres Ladengeschäft mit einer Reklame,

die an den berühmten Förstertrunk erinnert.

Nordhausen. Grund für die Schließung ist laut Besitzerin Helga Schade der mangelnde Absatz.

 Sie hatte die Produktion noch weitergeführt, wohlwissend, dass mit ihrem Ruhestand Becker & Ostmann schließen würde.

 So ist es geschehen. Die Markennamen seien verkauft, sagt sie. Vielleicht taucht der Förstertrunk ja irgendwann wieder auf...

Im Umkreis von 50 Kilometern hatte Helga Schade bis zuletzt Einzelkunden und Kleinbetriebe beliefert,

aber auch in regionalen Supermärkten standen die Schnäpse und Liköre der kleinen Nordhäuser Fabrik.

"Als mein Großvater die Firma am 1. April 1920 gründete, gab es um die 60 Brennereien in Nordhausen", erzählt die adrette Dame.

Um den damaligen Konkurrenzkampf in der Kornbrennerstadt zu überstehen, kreierte Gründer Fritz Ostmann den "Förstertrunk" einen Likör aus 39 Kräutern.

Während der Bombenangriffe am 3. und 4. April 1945 wurde das einstige Fabrikgebäude zerstört.

Für einige Zeit verlagerte Fritz Ostmann die Produktion in den Keller eines Gebäudes in der Thüringer Straße.

Die Fabrik wurde an gleicher Stelle wiederaufgebaut. Und 1957 eröffneten die Ostmanns ihr Ladengeschäft, der bisherige Teilhaber Kurt Becker stieg in jenem Jahr aus.

1963 übernahm Sohn Günter Ostmann die Geschäfte. Als dieser 1970 plötzlich verstarb, musste Helga Schade den kleinen Familienbetrieb fortführen.

19-jährig und die Industriekaufmann- Lehre gerade in der Tasche, stellte sich Helga Schade der Herausforderung.

Sie schloss eine Lehre zur Spirituosenfacharbeiterin an und steckte all ihr Herzblut in den tradierten Familienbetrieb.

Mit der 0,05 Liter-Flasche entdeckte sie die Marktlücke zu DDR-Zeiten.

"Die meisten anderen Firmen produzierten nur in großen Flaschen", sagt sie.

"Nur so sind wir durchgekommen". Zumal ihre Produkte nur an den Großhandel geliefert werden durften.

Auch zu DDR-Zeiten blieb Helga Schade mit ihrer Belegschaft ihr eigener Herr.

 "Da wir immer unter zehn Mitarbeitern waren, zählten wir als Handwerksbetrieb und wurden nicht verstaatlicht."

 Allerdings auch nur unter bestimmten Einschränkungen.

Jedes Jahr musste sie die Gewerbeerlaubnis neu beantragen, außerdem "durften wir nur eine eingeschränkte Menge an Schnaps herstellen", erinnert sich die Frau.

Entsprechend rationiert wurden auch die Flaschen. Mehr herzustellen war nicht erlaubt.

 Nach der Wende musste sich Schade neu orientieren, stellte den Vertrieb komplett um. Ihren Erfolgsrezepten blieb sie aber treu.

Auch 90 Jahre später stellte sie den "Förstertrunk" des Großvaters nach der alten Rezeptur her.


       13.04.2010
  • Helga Schade leitet die 90 Jahre alte Branntwein- und Likörfabrik Becker & Ostmann in Nordhausen. Foto: Roland Obst
Im Hinterhof der Arnoldstraße 7 befindet sich die letzte kleine private Spirituosenfabrik in Nordhausen. Seit 90 Jahren werden in der Branntwein- und Likörfabrik Becker & Ostmann Klarer, Kräuter und Fruchtlikör hergestellt.
Nordhausen. Helga Schade ist eine viel beschäftigte Frau. Beinahe jeden Tag sitzt sie in ihrem Auto und macht sich auf den Weg zu ihrer Kundschaft. Im Gepäck hat sie ihre beiden Fruchtliköre, den Echten Nordhäuser und die Spezialität des Hauses, den "Förstertrunk". Im Umkreis von 50 Kilometern beliefert sie Einzelkunden und Kleinbetriebe, aber auch in regionalen Supermärkten stehen die Schnäpse und Liköre der kleinen Nordhäuser Fabrik. "Als mein Großvater die Firma am 1. April 1920 gründete, gab es um die 60 Brennereien in Nordhausen", erzählt die adrette Dame. Um den damaligen Konkurrenzkampf in der Kornbrennerstadt zu überstehen, kreierte Gründer Fritz Ostmann den "Förstertrunk" einen Likör aus 39 Kräutern. Während der Bombenangriffe am 3. und 4. April 1945 wurde das einstige Fabrikgebäude zerstört.

Für einige Zeit verlagerte Fritz Ostmann die Produktion in den Keller eines Gebäudes in der Thüringer Straße. Die Fabrik wurde an gleicher Stelle wiederaufgebaut. Und 1957 eröffneten die Ostmanns ihr Ladengeschäft, der bisherige Teilhaber Kurt Becker stieg in jenem Jahr aus. 1963 übernahm Sohn Günter Ostmann die Geschäfte. Als dieser 1970 plötzlich verstarb, musste Helga Schade den kleinen Familienbetrieb fortführen. 19-jährig und die Industriekaufmann- Lehre gerade in der Tasche, stellte sich Helga Schade der Herausforderung. Sie schloss eine Lehre zur Spirituosenfacharbeiterin an und steckte all ihr Herzblut in den tradierten Familienbetrieb. Mit der 0,05 Liter-Flasche entdeckte sie die Marktlücke zu DDR-Zeiten. "Die meisten anderen Firmen produzierten nur in großen Flaschen", sagt sie. "Nur so sind wir durchgekommen". Zumal ihre Produkte nur an den Großhandel geliefert werden durften. Auch zu DDR-Zeiten blieb Helga Schade mit ihrer Belegschaft ihr eigener Herr.

"Da wir immer unter zehn Mitarbeitern waren, zählten wir als Handwerksbetrieb und wurden nicht verstaatlicht." Allerdings auch nur unter bestimmten Einschränkungen. Jedes Jahr musste sie die Gewerbeerlaubnis neu beantragen, außerdem "durften wir nur eine eingeschränkte Menge an Schnaps herstellen", erinnert sich die 59-Jährige. Entsprechend rationiert wurden auch die Flaschen. Mehr herzustellen war nicht erlaubt. Nach der Wende musste sich Schade neu orientieren, stellte den Vertrieb komplett um. Ihren Erfolgsrezepten blieb sie aber treu. Auch heute 90 Jahre später stellt sie den "Förstertrunk" ihres Großvaters nach der alten Rezeptur her. Die ist streng geheim, das versteht sich. Die speziellen Essenzen bekommt die Schnapsexpertin geliefert, setzt Zucker und Sprit selber zu, füllt die Flaschen ab. Immer dienstags und donnerstags öffnet sie den kleinen Laden in der Arnoldstraße 7, der schon allein des nostalgischen Flairs wegen einen Besuch wert ist. Aufhören will Helga Schade nicht. Auch in Zukunft wird im Hinterhof der Arnoldstraße Nordhausens letzte kleine privat betriebene Spirituosenfirma Schnaps herstellen.