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VEB Bärensiegel Berlin
 

Der VEB Bärensiegel Berlin war ein Spirituosenhersteller in der DDR in der Rechtsform eines VEB.

Sein Verwaltungssitz befand sich in Berlin-Lichtenberg, er hatte Produktionsstandorte in der Rittergutstraße (heutige Josef-Orlopp-Straße) und am Glienicker Weg in Berlin-Adlershof.

Ab 1994 erfolgte die Privatisierung mit einer Aufsplittung des Unternehmens.

 

Produktionsgebäude in Berlin-Lichtenberg, Mai 2010

 

Inhaltsverzeichnis:
1. Geschichte
2. Erzeugnisse und Marken
3. Literatur
 

Berliner BärenSiegel GmbH
Unternehmensform Gesellschaft mit beschränkter Haftung
Gründung 1950
Unternehmenssitz Traben-Trarbach, Deutschland
Unternehmensleitung Sven Frieß, Wolfgang Langguth (Geschäftsführer)
Mitarbeiter 92 (1994)
Umsatz 100 Mio. DM (1994)
Branche Getränkeindustrie
Website http://www.wurzelpeter.de/home/index_flash.htm

1. Geschichte

1. 1. Entstehung

Der VEB Bärensiegel Berlin wurde unter dem Namen VEB Großberliner Getränkeindustrie auf Beschluss des Magistrats von Groß-Berlin vom 1. März 1949 gegründet. Sitz war das Gelände der ehemaligen Versuchs- und Lehranstalt für Spritrektifikation in der Rittergutstraße 82, heute Josef-Orlopp-Straße. Am 4. August 1950 wurde das Unternehmen in VEB Bärensiegel umbenannt. Dieses Datum gilt damit als offizielles Gründungsdatum.

In der DDR war das Unternehmen einer der zwei größten Spirituosen-Anbieter und wuchs durch die Fusion mit weiteren Brennereien wie der Spiritusfabrik Krakow am See[1] oder des VEB Bärenquell aus Berlin-Treptow[2]. Später war das Unternehmen Teil des Kombinats Spirituosen, Wein und Sekt.

1989 produzierte der VEB Bärensiegel mit etwa 400 Mitarbeitern 26 Millionen Flaschen Spirituosen.[3]

1. 2. Bärensiegel ab 1990

Nach der Wende wurde der Betrieb in eine GmbH umgewandelt und tritt seitdem als Berliner BärenSiegel GmbH am Markt auf. Die Treuhandanstalt verkaufte 1994 die GmbH an das Weinunternehmen Franz Wilhelm Langguth Erben, deren Eigentümer eine Aufteilung der Produktionsbereiche in BärenSiegel GmbH, Moritz Thienelt GmbH und Eskalony & Sons GmbH vornahmen.[4]

Die vorhandenen Gebäude in Lichtenberg und Adlershof wurden als Produktionsstandorte aufgegeben. Aber in der Josef-Orlopp-Straße ließ die Firma neben dem ursprünglichen Gebäude auf der hinzugekauften Fläche des früheren Betriebes VEB Pflanzen- und Ölmühle eine Metall-Leichtbauhalle setzen, in der die Spirituosen weiterhin hergestellt werden.[5]

Die neue Berliner BärenSiegel GmbH löste nach der Privatisierung den Investitionsstau auf und modernisierte die Produktion. So konnte bereits 1994 mit 92 Mitarbeitern ein Umsatz von 100 Millionen Mark erzielt werden.[3]

 

Wurzelpeter - der bekannteste Likör von BärenSiegel

2. Erzeugnisse und Marken

2. 1. Von 1950 bis 1990

Bis 1990 wurden verschiedene Liköre und Weinbrände hergestellt mit folgenden Markenbezeichnungen: Adlershofer Wodka, Berliner Klarer (Werbeslogan: „Dieser Schnaps verläßt das Werk / nur mit Qualitätsvermerk“)[6], Eskalonysche Tropfen seit 1986[7], Gelber Köstlicher, Goldkrone, Halb & Halb, Maoritraum, Thienelt Echte Kroatzbeere, Weizenkorn[2] oder Wurzelpeter (Werbeslogan: „Früher oder später trinkt jeder Wurzelpeter“).

2. 2. Ab 1994

Im 21. Jahrhundert sind vor allem der Wurzelpeter (Original und Bitter Orange), Goldkrone sowie Eskalonysche Tropfen und Thienelt Echte Kroatzbeere[8] erfolgreich auf dem Markt.

3. Literatur


Geschichte der Spiritusfabrik Krakow am See

1833      im Mecklenburgischen Staatskalender Schwerin ist ein Branntweinbrenner erwähnt,

 die Krakower Brennerei befand sich auf dem Beelitzschen Grundstück, der heutigen Langen – Str. 3

1888      Der Krakower Kaufmann und Brennereibesitzer D. Lorenz lud alle Brennereibesitzer der beiden Mecklenburger Fürstentümer zu einem Treffen nach Krakow ein. Auf diesem wurde die Gründung der Mecklenburgischen Spiritus-  Verwertungs-Genossenschaft beschlossen. Eine neue Fabrik wurde am Bahnhof in Krakow gebaut und ging später in den Alleinbesitz des, zum Kommerzienrat avancierten, Kaufmanns D. Lorenz über.

 Der Betrieb war so konzipiert, dass er sämtlichen Rohspiritus der Mecklenburgischen Kartoffel- und Kornbrennereien destillieren konnte. Dabei wurden Alkohole für technische und medizinische Zwecke, sowie auch für  Trinkbranntweine hergestellt. Mit zwei Destillationsapparaten von je 16.000 und 25.000 Litern konnten in der Stunde 350 – 400 l reiner Alkohol mit 96 Vol. % hergestellt werden.

 Die Fabrik verfügte über einen eigenen Bahnanschluss und hatte werkseigene Waggons. Diese wurden mit einer Seilwinde, zuerst von einem Verbrennungsmotor, später von einem Elektromotor betrieben, rangiert. Diese     Spillmaschine befindet sich heute im Museum des Vereins Schweriner Eisenbahnfreunde e.V..

 Beheizt wurde das Werk mit Steinkohle, die per Bahn angeliefert wurde. Der Schornstein des Heizhauses hatte ein Höhe von 42 m.

Gearbeitet wurde in drei Schichten rund um die Uhr. Mit ca. 60 Mitarbeitern war die Spiritusfabrik größter Arbeitgeber in der Stadt Krakow. Die Heizer und Apparateführer wurden so ausgewählt, dass sie mehrere Berufe beherrschten, so dass alle im Werk anfallenden Arbeiten von eigenen Arbeitskräften erledigt werden konnten. So hatte der Betrieb eine eigene Schlosserei, Schmiede, Tischlerei, Böttcherei und Malerei.

Die Mecklenburgische Spiritus-Verwertungs-Genossenschaft hatte anfangs für die Reinigung und Auslieferung von Spiritus eine Monopolstellung in Mecklenburg.

1898      Gründung der Reich –Branntwein–Zentrale in Berlin; die Krakower Spiritusfabrik wird deren Mitglied, bleibt aber weiterhin in Privatbesitz von D. Lorenz

1918      Das Reichs-Branntwein-Monopol-Gesetz vom 26.7.1918 tritt in Kraft.

 Der Kommerzienrat D. Lorenz stiftet seinen Arbeitern eine Kleingartenanlage, die spätere „Lorenzkolonie“. Sie hat 72 Parzellen von je 400 m². In der Fabrik sind etwa 65 Arbeiter beschäftigt.

1919      Seit dem 1.10.1919 besteht die Reichsmonopolverwaltung für Branntwein in Berlin.

1922      Die Reichsmonopolverwaltung für Branntwein übernimmt die Krakower Spirituosenfabrik. Kommerzienrat D. Lorenz erhält eine Abfindung und scheidet aus dem Betrieb aus.

                Wer in der Fabrik arbeitet, ist nun beim „Monopol“ beschäftigt. Dieser Name hält sich in Krakow bis nach dem 2. Weltkrieg.

1936      Auf dem Freigelände des Betriebes werden große Spritbehälter aufgestellt, von denen der größte ein Fassungsvermögen von 2 Mio. Litern hat.

                Die Aussenstelle Krakow der Reichmonopolverwaltung wird auf den Krieg vorbereitet. Es wird ein Schutzraum für die Belegschaft eingerichtet und es finden Schulungen und Übungen zum Luftschutz statt.

1945      Mitte Apil kam eine Kommission der Wehrmacht in die Fabrik nach Krakow und nahm Spritproben. Kurz darauf kamen Tankwagen und holten tausende Liter Sprit ab, der als Treibstoff für Panzer verwendet werden sollte. Glücklicherweise wurde der Betrieb während des Krieges weder bombardiert, noch gesprengt.

                Auf Anweisung der Berliner Zentrale sollte noch vor dem Einmarsch der Russen sämtlicher Sprit in den Krakower See abgelassen werden. Große Fischmengen kamen unter Alkoholeinfluss und konnten von den Krakower Bürgern mit den Händen gefangen werden. Die Russen fanden trotzdem noch erheblich Bestände an Spirituosen in der Fabrik an. Der Betrieb war eingestellt.

1946      Die Fabrik ging in Volkseigentum über und es wurde der VEB Spiritus Berlin-Adlershof, Zweigstelle Krakow gebildet. Im Laufe des Jahres 1946 wurde die Produktion wieder aufgenommen.

1952      Am 7. Mai Nachmittags gegen 16.00 Uhr ereignete sich ein folgeschweres Brandunglück . Ein Blitzeinschlag setzte einen, auf dem Hofe stehenden, Spiritustank mit ca. 300.000 l Fassungsvermögen in Brand und ließ ihn explodieren. Nur dem mutigen Eingreifen der Freiwilligen Feuerwehr Krakow am See und weiterer Wehren aus Güstrow und Rostock gelang es das Feuer einzudämmen und eine weitere Explosion auf dem Hofe stehender Tanks zu verhindern. Der auslaufende Sprit lief brennend als Fackel über den Hof bis in den Mühlbach, der bis zum Einlauf in den See brannte. Nur durch die günstige Windrichtung, während des Brandes blieb Krakow am See von einer größeren Katastrophe verschont.

            Die Freiwillige Feuerwehr Krakow am See, die als erstes den Kampf gegen das Feuer aufnahm, verlor an diesem Tage fünf Kameraden.

1953     Die beiden noch intakten Außentanks wurden demontiert und die Destillation eingestellt. Die Belegschaft wurde von 40 auf 15 Mitarbeiter verkleinert.

1954     Der Betrieb fungierte nur noch als Sammel- und Verteilungslager des VEB Bärensiegel Berlin. In Krakow am See wurde der Spiritus aus allen Brennereien der  drei Nordbezirke, Schwerin, Rostock und Neubrandenburg, eingelagert und dann an die Endverbraucher, z.B. Spirituosenfabriken, ausgeliefert.

1958     Der nicht mehr benötigte Schornstein

der Spiritusfabrik wird manuell abgebaut.

Damit schwindet das weithin sichtbare

Wahrzeichen aus der Stadtsiluette

1992     Am 31.März wurde das Spirituslager Krakow am See geschlossen und die zehn Beschäftigten entlassen.

2003      Familie Kiel erwirbt die ehemalige Spiritusfabrik Krakow am See.

2004      Aufgrund eingebrochener Dächer, feuchter Wände und drohender Einsturzgefahr, nach 12 Jahren Stillstand, musste ein Teil der Backsteingebäude abgerissen werden. Die Schrittweise Sanierung der bestehenden Gebäude begann.

2006      Eröffnung des Ladens Softeis & Imbiss Villa Rita im ehemaligen Pförtner